Z u   m e i n e n   W e r k e n


 

Hier möchte ich nach und nach einzelne meiner Werke vorstellen 

(neuester Eintrag immer zuerst; nach Durchlauf aller Einzelartikel Neudurchlauf)


DREI TRIERER HISTORIENDRAMEN: Die letzten Kaiser von Trier / Willkommen, Constantin! / Kaiserin Helena

(29. Juli 2021)

Buchausgabe:

Klauspeter Bungert: Dramen. Band 4

Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2015. 360 S. 18,- €

ISBN: 978-3-940597-86-1


Bühnenrechte:

Cantus Theaterverlag

www.cantus-verlag.com

Dieser Hinweis paßt auch ausgezeichnet zur aktuellen Trierer Großausstellung Der Untergang des römischen Reiches(12. Juli 2022)

Aus gebotenem Anlaß möchte ich auf einen Sonderaspekt im mittleren und letzten Stück meiner Trierer Historiendramen hinweisen: der wechselseitigen Ausgrenzung zwischen Angepaßten und Anpassungsverweigerern. 

In WILLKOMMEN, CONSTANTIN! zwingt der Augustus Diocletian die Bürger, ihm mit einem symbolischen Akt zu huldigen. Zwar mit einem einmaligen symbolischen Opfer vor dem Jupiteraltar in Anwesenheit des Priesters bloß, also weniger als dem niedlichen kleinen Piksaber wer nicht pariert, dem drohen harte Strafen. Der Kaiser zielt darauf ab, die soziale Spaltung, die vom erstarkenden Christentum ausgeht, zu unterbinden. Er löst damit helle Panik unter den Christen aus und spaltet in der Folge deren Gemeinden selber. Die meisten Christen passen sich an und tun ohne innere Beteiligung, wozu der Staat sie nötigt, andere ergreifen die Flucht oder kommen an den Stätten staatlicher Gewalt ums Leben.

In KAISERIN HELENA, nach Diocletians Abdankungnimmt der Streit zwischen unangepaßten und verräterischen Christen neu an Fahrt auf und zwingt den neuen Kaiser Constantin zum Einschreiten.

Seit anderthalb Jahren spielen sich in unserm Land ähnliche Prozesse ab. Wer der verordneten Auffassung von Medizin und Gesundheitsvorsorge von Grund auf mißtraut, lebt in Panik und Depression. Doch auch unter den Ungläubigen gibt es Angepaßte, die genauso handeln wie die vielen, die erlösungsbedürftig und erlösungsgläubig zum Altar der Pharmapriesterlinge pilgern, um sich ihr Götzenopferzertifikat abzuholen.

Die historischen meiner Arbeiten rühren wie alle anderen an Gegenwartsfragen, verlangen aber die selbständige Übertragung von einem Gestern in unser Heute. Ich wußte 2009, dem Abschlußjahr der Arbeit an Willkommen, Constantin! und Kaiserin Helena, nicht, wie nahe dran ich an einem Thema war, daß seit 2020 nun vermutlich keinen Westeuropäer mehr loslassen wird. (29. Juli 2021)



DIE NACHT GEHT AUF.Theaterstück für zwei Personen. Buchfassung in:

https://www.verlag28eichen.de/titel/bungert%20dramen%203.htm

(17. Februar 2021)

Lockmann, Ministeramtsanwärter, unterwegs in den Feierabend, wird von einer übel zugerichteten Frau am Straßenrand aufgehalten und entführt. Hinter der mutmaßlichen Frau verbirgt sich der abgelehnte, innerlich unsichere Lehramtskandidat Hans. Hans drängt den Politkarrieristen in einen gesicherten Keller und bindet ihn an ein Heizungsrohr. Fortan belauern die beiden einander, wobei Hans Lockmann immer wieder auf falsche Fährten bringt und Lockmann mit wachsendem Geschick nach Möglichkeiten sucht, das Gesprächsruder an sich zu reißen.

Hans erzählt Lockmann seine Lebensgeschichte – oder schwindelt er? wer kann es überprüfen in der Abgeschlossenheit eines Kellers? – und stellt ihm eine Falle, bei der sich Lockmann unfreiwillig entlarvt.

Das Stück wurde 2018 in Trier inszeniert, allerdings in teilweise entstellender Form. Hollywood entlehnte Action-Elemente verdeckten den Handlungskern und das subtile Interagieren der Kontrahenten. Als unangepaßter Mensch auch privat das Pech an sich ziehend, sieht der junge Lehrer im Prinzip keine reelle Lebensperspektive für sich und beschließt – nicht lustvoll und aggressiv, wie das der Darsteller 2018 präsentierte, sondern diskret eine fast leise Drohkulisse aufbauend –, den Politkarrieristen zu zwingen, ihm zuzuhören und zu versprechen, sich für seine Ideale einzusetzen. Das bleibt in der künstlichen Situation der Entführung per se aber absurd und illusorisch. Der Karrierist – anders als von dessen Darsteller gezeigt – ist kein vor Schmerzen winselnder Schwächling, sondern bewährt sich als Taktiker, der jeden Vorteil beim Wickel zu nehmen versucht.

Hans erträgt nicht länger ein politisches System, das so zugenagelt und unbeweglich ist, daß es nicht einmal für eine vorurteilslose Aufklärung junger Menschen, eine Hinführung zum selbstständigen Denken, einer freien Entfaltung ihrer werdenden Persönlichkeiten Raum läßt. Politiker verschanzen sich hinter Nichtzuständigkeiten und hören dem einfachen Bürger nicht mehr zu mit Bereitschaft zu Konsequenzen. Demokratie ist verkümmert zu einem privaten Redendürfen ohne Aussicht auf politisches Handeln – und in der Schule noch nicht einmal das. Lehrprobenergebnisse werden durch die Fragestellung autoritär vorweggenommen, die Diskussion zur gelenkten Scheindebatte degradiert.

Seit 2020 erweist sich die Ohnmacht eines Hans gegenüber der Unerbittlichkeit eines in seinem demokratischen Selbstanspruch zusammengebrochenen Gemeinwesens noch stärker und aktueller als 2018 oder zur Entstehungszeit des Stücks, die bis in die 1980er Jahre zurückreicht.


Der nachstehende Hinweis wird demnächst aktualisiert. Grund: es erschien soeben eine im Format neugestaltete und auch inhaltlich teilweise verbesserte Neuausgabe:

INTERVIEW (2015). Erzählung, 176 S., 14,- €. ISBN: 978-3-940597-55-7

Die Hauptperson, der gewesene Konzertkünstler und jetzige Hilfshausmeister Fred Reichel, erscheint nur in den Reflexionen befragter Augenzeugen, die ein denkbar widersprüchliches Bild von ihm zeichnen. Er selber verweigert jede Auskunft.

Und während die Befragten Fred Reichel und sein Aussteigertum interpretieren, charakterisieren sie sich selbst. Mein Buch ist eine gedrängte Porträtwerkstatt mit vielen Gesichtern und ein unmittelbares Belegbeispiel dafür, daß unsere Wahrnehmung, sogar unsere Selbstwahrnehmung immer nur eine indirekte, gebrochene ist im Ringen um die eine, zutreffende Wahrheit.

Leute, die mich kennen, lesen die Figur des Fred Reichel auch als ein Selbstporträt und staunen über die Tabulosigkeit meines Blicks auf mich selbst. Ich möchte ihnen hierin nicht widersprechen.

Der Verleger hat meine ursprüngliche Kennzeichnung der Fragestellerpassagen mit kursiver und der Antwortpassagen mit Normalschrift nicht übernommen und das Lesen bis zum Hereinfinden schwieriger gemacht. Auch gerieten hier und da ungünstige Zeilenumbrüche in den gedruckten Text. Aber die Herausforderung hat auch ihren eigenen Reiz, und ich schließe mich der Verlegermeinung inzwischen an.

Ich denke, das Buch ist spannend und großenteils amüsant zu lesen. Wie bei allen meinen Sachen spielen die eigene Form und ein schlüssiger Aufbau eine zentrale Rolle. Bloßes Füllwerk und schludrige Gliederung sind mir zuwider. (KlpB, 12.05.2020)